24. März 2022
In Erinnerung an Alfred Tokayer: Erkundung und Konzert
- Ort:
- Köthen (Anhalt)
- Datum:
- 24.03.2022 - 24.03.2022
- Beginn:
- 18:30 Uhr
- Eintritt:
15 Euro (12 Euro ermäßigt)
Veranstaltungsorte
Veranstaltungszentrum Schloss Köthen - Anna-Magdalena-Bach-SaalSchlossplatz 4
06366 Köthen (Anhalt)
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Holzmarkt
06366 Köthen (Anhalt)
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Buchungsmöglichkeiten:
Köthen-Information im Schloss Köthen
06366 Köthen (Anhalt)
Telefon: 03496 / 700 99 260
E-Mail: 03496 / 700 99 29
Web: www.bachstadt-koethen.de
Der 1900 in Köthen geborene jüdische Komponist Alfred Tokayer ist einer der unbekannteren Söhne der Stadt Köthen (Anhalt). Sein Schicksal ist fest mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte verknüpft. Er war Komponist, Dirigent, Pianist, Kapellmeister, Filmmusiker, Fremdenlegionär, Flüchtling, Köthener, Jude und wurde Opfer des Holocaust. Wenige Tage nach seinem 122. Geburtstag möchte die Projektgruppe „Jüdisches Leben“ des Köthener TRAFO-Projektes „Neue Kulturen des Miteinanders – Ein Schloss als Schlüssel zur Region“ nun in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Köthen (Anhalt) an diesen einzigartigen Musiker und Menschen erinnern.
Stadtarchivarin Monika Knof lädt am 24. März um 18:30 Uhr zu einer kurzen Erkundung Köthen (Anhalts) ein, bei der das jüdische Leben in der Bachstadt und das Leben Tokayers im Fokus stehen werden. Startpunkt ist der Holzmarkt und die Teilnahme ist kostenfrei. Ab 20:00 Uhr werden dann die Sopranistin Derya Atakan und die Pianistin Nina Gurol im Anna-Magdalena-Bach-Saal im Veranstaltungszentrum im Schloss Köthen die Werke des Komponisten mit einem Konzert würdigen. Die beiden jungen Musikerinnen wurden bereits mehrfach ausgezeichnet und haben sich vor Ort in Köthen (Anhalt) intensiv mit dem Komponisten und seiner Biografie befasst. Karten für die Veranstaltung können für 15 Euro (12 Euro ermäßigt) in unter bachfesttage.reservix.de und an allen Reservix-Vorverkaufsstellen (z. B. der Köthener Stadtinformation) erworben werden.
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Zur Person Alfred Tokayer
Alfred Tokayer wurde 1900 in Köthen geboren und wuchs am Buttermarkt auf. Nach dem Abitur studierte er in Berlin und Frankfurt Volkswirtschaft, Philosophie und Musik, später wurde er Schüler des berühmten Komponisten Ernst Toch. Der außergewöhnlich begabte junge Mann fand schnell seine erste Stelle als Kapellmeister am Bremer Theater, später ging er nach Berlin und arbeitete u.a. an der Berliner Volksoper mit der Theaterlegende Max Reinhardt.
1935 floh Tokayer über Jugoslawien nach Frankreich, wo er als Flüchtling nicht arbeiten durfte. Ein Filmmusikauftrag brachte ihn schließlich nach London und kurz vor dem Krieg gewann er 1938 in Paris einen Klavierwettbewerb von Radio France. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges meldete er sich zum Dienst im französischen Heer und wurde als Ausländer zur Fremdenlegion geschickt, dirigierte aber sogar während seines Einsatzes dort eine seiner Kompositionen im marokkanischen Rundfunk. Inzwischen verloren seine Eltern ihr Geschäft am Buttermarkt und wurden ebenfalls vertrieben.
Nach seiner Rückkehr nach Frankreich wurde Alfred Tokayer nach abenteuerlicher Reise und einem Fluchtversuch über Lissabon nach London von den Nationalsozialisten verhaftet und wie seine Eltern zuvor 1943 im Vernichtungslager Sobibor in Polen ermordet. Tokayer hinterließ unter anderem eine in Paris entstandene Sammlung von Klavierliedern in französischer Sprache. Diesen Liedern ist der Konzertabend gewidmet.
Zu den Künstlerinnen
Die Sopranistin Derya Atakan wurde noch als Jugendliche an der Hochschule für Musik Würzburg als Jungstudentin aufgenommen. Ihre Ausbildung setzte sie mit einem Studium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin fort, welches sie 2017 mit dem Bachelor of Music abschloss. Nach ihrem Erasmusaufenthalt am Conservatoire national supérieur de musique et de danse Paris, studierte sie im Masterstudiengang Operngesang/Musiktheater an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. In Hochschulproduktionen war sie als Flaminia in
„Il mondo della luna“, als Susanna in „Le nozze di Figaro“, als Atalanta in „Serse“, Bellezza in
„Il Trionfo del Tempo e del Disinganno“, Junges Füchslein Schlaukopf/Pepik in „Das Schlaue Füchslein“ und Marie in „Woyzeck“, frei nach Georg Büchner zu sehen und hören. Weiterhin sang sie das Echo in „Ariadne auf Naxos“ an der Hochschule für Musik Würzburg, sowie die Primadonna assoluta in Tom Johnsons „Riemann-Oper“ im Freiraum des kulturwerk Berlin. Im Herbst 2019 gastierte Derya Atakan in „Don Giovanni“ an der Neuköllner Oper in einer Kooperation mit dem Stegreif.orchester.
Derya Atakan ist Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes Unterfranken, der Friedrich- Naumann-Stiftung für die Freiheit, des Deutsch-Französischen Jugendwerks, des Ulrich- Schreiner- Stipendiums der Vielklang-Festival Akademie Tübingen, des Gutenberg- Gesangsstipendiums der Stadt Mainz, sowie der Jungen Musiker Stiftung. Des Weiteren wurde die Sopranistin 2019 von den Freunden und Förderern der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin e.V unterstützt und wird aktuell im Rahmen des Stipendienprogramms der Deutschlandstiftung Integration gefördert.
Die im Jahre 1997 geborene Pianistin Nina Gurol besticht durch feinen Klangsinn, Interpretationsvermögen und besondere Ausdruckskraft. Ihre Ausstrahlung auf der Bühne berühren und beeindrucken Publikum und Presse gleichermaßen. Ihre Leidenschaft für Zeitgenössische Musik spiegelt sich nicht nur in ihrer Zusammenarbeit mit dem Ensemble "Studio MusikFabrik", sondern auch in regelmäßiger, enger Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten und diversen Uraufführungen wider. Sie engagiert sich außerdem intensiv im Bereich der Musikvermittlung und gestaltet regelmäßig Konzerte in Schulen und sozialen Einrichtungen. So wurde sie erst kürzlich mit dem Mysclaw-Weinberg Preis für die herausragende Interpretation eines zeitgenössischen Werkes beim renommierten TONALi16 Klavierwettbewerb ausgezeichnet.
Ihren ersten Klavierunterricht erhielt Gurol im Alter von 6 Jahren an der Musikschule in Leverkusen. Mit 13 Jahren wurde sie am "Pre-College Cologne" der Hochschule für Musik und Tanz Köln als Jungstudentin aufgenommen. Dank großzügiger Unterstützung der Deutschen Stiftung Musikleben (Förderung durch das Gerd-Bucerius Stipendium) absolvierte die junge Künstlerin im Rahmen des Erasmus-Programms ein Auslandssemester am Bonporti Conservatorio di Musica.
 Jahrelange Konzerterfahrung als Solistin und Kammermusikerin führte Gurol in zahlreiche Städte Deutschlands, nach Italien, Polen, Österreich, die USA sowie in Konzertsäle wie die Kölner Philharmonie, die Essener Philharmonie, das WDR Funkhaus Köln, das Beethoven Haus Bonn, den Ehrbar Saal Wien, das Erholungshaus Leverkusen und das Studio DuMont Köln. Nina trat außerdem bei wichtigen Festivals wie dem Klavierfestival Ruhr, dem ACHT BRÜCKEN Festival Köln, beim Bachfest Leipzig und den Köthener Bachfesttagen auf.
Als Solistin mit Orchester sammelte sie Erfahrungen mit dem Toruń Symphony Orchestra, der Rhein-Erft Philharmonie und mit den Bayer Symphonikern. Gurol wurde im In- und Ausland mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem dem 1. Preis beim Nationalen Bachwettbewerb Köthen und dem Thürmer Klavierwettbewerb, 1. Preise in der Kategorie "Solo Klavier" und "Kammermusik" auf Bundesebene bei Jugend musiziert, dem Sonderpreis für die beste Interpretation eines zeitgenössischen Werkes beim Internationalen Rotary Klavierwettbewerb, den Klassikpreis bei der International Rosario Marciano Piano Competition sowie dem 2. Preis beim Internationalen Rotary Klavierwettbewerb und dem 3. Preis beim Internationalen Grotrian-Steinweg Klavierwettbewerb.
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