25. September 2021
Zucker aus Rüben - ein Kraftstoff der Moderne
Ausstellungseröffnung - nur mit Voranmeldung (Tel.: 0340-204 1024 / Mail: stadtarchiv@dessau-rosslau.de) bis zum 23.09.2021
- Ort:
- Dessau-Roßlau
- Datum:
- 25.09.2021 - 25.09.2021
- Beginn:
- 15:00 Uhr
Veranstaltungsorte
Anhaltische Gemäldegalerie Dessau – Orangerie (am Schloss Georgium)Puschkinallee 100
06844 Dessau-Roßlau
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Ab den 1830er Jahren entwickelte sich in einigen deutschen Staaten die fabrikmäßige Zuckergewinnung aus Rüben zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor und zum Auslöser von grundlegenden Industrialisierungsprozessen. Zu den Kerngebieten dieser Entwicklung gehörte die Region Anhalt mit ihrer Hauptstadt Dessau.
Die anhaltischen Lößboden zwischen Mulde und Saale boten hervorragende Anbaubedingungen für die Zuckerrübe. Eine der ersten entstand 1837 in Roßlau.
Als eine der letzten wurde 1889, als Niederlassung des in Köln ansässigen Rheinischen Aktienvereins für Zuckerfabrik, die bis 1932 existierende Zuckerraffi nerie Alten gegründet.
Mit der Zuckerindustrie waren moderne technische Entwicklungen und zahlreiche Innovationen in Agrarwirtschaft, Maschinenbau, chemischer Industrie sowie der Nahrungs- und Genussmittelproduktion verbunden.
Sie entfaltete aber auch eine große gesellschaftliche Wirksamkeit.
Diese komplexen Zusammenhänge werden in der Ausstellung anhand zahlreicher Objekte, Modelle, Grafi ken, Fotos und Filmaufnahmen für Anhalt erstmals in den Blick genommen.
So schlägt die Schau einen Bogen von der Entwicklung des Zuckerrübenanbaus vom 19. Jahrhundert bis heute, wirft Schlaglichter auf einige der mehr als 40 Zuckerfabriken in Anhalt sowie die Weiterverarbeitung
des Rübenzuckers in den Betrieben der Nahrungs- und Genussmittelindustrie der Stadt Dessau.
Thematisiert wird auch der große und vielfältige Einfluss, den die Zuckerindustrie mittels ihrer ökonomischen Macht und durch die kostengünstige Erzeugung von Rübenzucker auf Politik, Gesellschaft, Kultur, Gesundheit
und Alltagsleben der Menschen ausübt.
Der Hauptteil der Ausstellung widmet sich der Dessauer Zucker-Raffinerie, die am 14. Juni 1871 gegründet wurde. Ihr Ziel war es, das vom Chemiker Max Fleischer entwickelte neuartige kostengünstige
Verfahren zur Melasseentzuckerung mittels Strontium-Verbindungen in die industrielle Praxis zu überführen. In diesem Zusammenhang entstand auch die Strontian- und Pottaschefabrik Roßlau.
Das Unternehmen entwickelte sich zu einem der bedeutenden Dessauer Großbetriebe, deren führende Köpfe durch ihre wirtschaftliche Stellung erheblichen Einfl uss auf das politische und gesellschaftliche
Stadtgeschehen nahmen. Beleuchtet wird weiterhin die Fortführung des Betriebes nach 1945 als VEB Gärungschemie sowie sein Niedergang im Rahmen der Deindustrialisierung bis hin zur Tätigkeit
der heutigen Gärungschemie Dessau GmbH.
Nicht zuletzt geht die Ausstellung auch auf eines der größten Verbrechen der Deutschen in ihrer Geschichte ein – die 1941 beginnende Ermordung unzähliger Menschen in den Vernichtungslagern der
SS mittels Zyklon B. Die SS missbrauchte damit ein Schädlingsbekämpfungsmittel, das ab 1922 in der Dessauer Zucker-Raffi nerie als Nebenprodukt der Zuckergewinnung hergestellt wurde.
Zur Ausstellung wird ein reich illustrierter Begleitband herausgegeben.
Die Inhalte der Ausstellung sollen, sofern es die epidemische Lage erlaubt, in einem umfangreichen Begleitprogramm vertieft werden. Hierzu wird zu gegebener Zeit ein Programmfl yer erscheinen.
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